Artikel - Liebes Tagebuch


Freizeitstress. In einem heutzutage allumfassend überfüllten Leben Zeit zu finden, um einen Podcast zu betreiben, ist eine größere Herausforderung, als man vielleicht meinen möchte. Dennoch lassen sich immer Wege und Mittel finden, um dem eigenen Anspruch und dem der Hörer gerecht werden zu können hoffentlich jedenfalls!


Ein Tag im Leben eines Feierabend-Basketball-Podcasters

Wir von Talkin' The Game sind ja allesamt „nur“ Hobby-Podcaster, wenn auch passionierte. Das heißt, wir haben alle Fulltime-Jobs und Familie, die zusammen gerne mal locker 27 Stunden am Tag beanspruchen. Dementsprechend ist die Zeit, die NBA im Blick zu behalten, für die Podcasts zu recherchieren, sie aufzunehmen, zu schneiden, Teams zu scouten und an unseren anderen Projekten (Blog, Bilder für Social Media, YouTube-Videos usw.) zu arbeiten, teils arg begrenzt. Da jeder von uns das Projekt Talkin‘ The Game dennoch mit viel Liebe und Hingabe betreiben will, muss man teilweise zu etwas… nun ja, unkonventionellen Methoden greifen, um alles unter einen Hut zu bringen. Aber dazu später…

Wann?
Die Hindernisse beginnen schon viel früher. Die erste Hürde, die es zu meistern gilt, ist das Vereinbaren eines Termins, an dem alle Zeit haben, eine Episode aufzunehmen. Das ist schon auf der Arbeit ein hochkomplexes Unterfangen, in der Freizeit aber noch viel mehr. Ist endlich einer gefunden, klappt die Aufnahme meist erst zu recht vorgerückter Stunde. Das ist an sich zunächst kein Problem. Bis aber alle endlich bereit zur Aufnahme sind, Skype funktioniert, der Rechner neu gestartet wurde (Ich hasse Updates!) und das Vorgespräch bzw. unser ausschweifendes Off-Topic-Gelaber absolviert ist, geht es nicht selten schon stramm auf 22:00 Uhr zu. Auch das wäre noch okay, wenn wir nicht dazu neigen würden, sämtliche Themen in epischer Breite zu diskutieren. Habt ihr sicher noch nicht bemerkt, aber doooch, ist tatsächlich so. ;) Dementsprechend endet der Tag in solchen Fällen erst deutlich nach Mitternacht, und das ausgerechnet bei passionierten Schnarchzapfen wie uns! 
Aber hey: Drauf geschissen! Die NBA ist geil und Podcasten macht Spaß! 

Was?
Weitaus problematischer gestaltet sich die Recherche. Wenn wir uns am Wochenende beispielsweise auf ein Thema für den folgenden Mittwoch einigen, klingt das ja eigentlich nach massig Zeit sich vorzubereiten, oder? Ähm…Nein!
Sonntags steht der Besuch bei den Schwiegereltern nebst Schweinebraten mit Knödeln, Kaffee, Kuchen und anschließendem Suppenkoma an, am Montag kommt irgendeine ungeplante Anfrage vom Chef, die dich dazu veranlasst, noch ein paar Überstunden hinten dranzuhängen, die Kinder wollen nach der Arbeit bespaßt, gefüttert und ins Bett gebracht werden, Dienstagnachmittag muss man zum Zahnarzt, zum Amt, einkaufen, dem besten Freund beim Umzug helfen…alltäglicher Kram eben, ihr kennt das ja von euch selbst. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass ein Fulltime-Job, familiäre Verpflichtungen und anderweitige Termine es nicht gerade leicht machen, immer auf dem Laufenden zu bleiben, geschweige denn sich in ein spezielles Thema richtig „reinzufuchsen“.
Dennoch gibt es einen relativ einfachen Trick: Jedes noch so kleine Zeitfenster nutzen! Effizienz auf Teufel komm raus halt. Das Smartphone und das Wissen, auf welchen Seiten man welche Informationen am schnellsten findet, sind dabei von äußerster Wichtigkeit. Wenn morgens der Wecker klingelt, schlägt die Hand automatisch selbigen und die danebenstehende Wasserflasche vom Nachttisch, schnappt sich geübt das Handy und ruft schlafwandlerisch die Spielergebnisse der Nacht auf. Jede Bahnfahrt, egal, ob gemütlich im Sitzen oder stehend zwischen einer Horde gestresster, schwitzender Menschen kann zu interessanten Erkenntnissen führen. Immer, wenn sich mal irgendwo ungeplant ein Zeitfenster auftut, werden die einschlägigen Seiten auf dem PC, dem Tablet oder dem Handy aufgerufen. Bei wirklich langweiligen Telefonkonferenzen, Wartezeiten beim Bäcker oder vor dem Ticketschalter im Kino bietet sich das ebenfalls an. Die Mittagspause, aber auch die Zeit, die man auf dem stillen Örtchen verbringt, kann bei der professionellen Recherche gewinnbringend genutzt werden.
Optimales Zeitmanagement ist die Devise!

Wie?
Das alles hilft natürlich meist gar nicht, wenn man einen Geistesblitz für das vereinbarte Podcast-Thema oder einen Blogartikel hat, denn die kommen einem immer ausgerechnet dann, wenn es halt so gar nicht passt.
Dann heißt es beim Smalltalk mit den Nachbarn über deren scheinbar geradezu heroisches Vorgehen bei der Planung des Familienurlaubs auch mal auf interessiert zu tun und vorzugeben, sich den einen oder anderen wertvollen Tipp notieren zu wollen. Getippt wird dann folgerichtig: „Wäre Goran Dragic ein guter Fit neben Luka bei den Mavs?“, um dann entschuldigend lächelnd nochmal darum zu bitten, die Ratschläge zu wiederholen. Oder eben auch nicht.
Gut und gerne kann sowas auch mal in einem anregenden Gespräch mit der Schwiegermutter über die völlig missratenen Kinder der Nachbarn passieren. Überraschend vibriert scheinbar das Handy in der Hosentasche, man schaut aufs Display und sagt: „Entschuldige bitte, da kommt gerade ein Anruf von meinem Chef rein…“; man geht vor die Tür und hackt wild ins Handy: „Die Jungs heute Abend fragen, ob sie nächste Saison lieber Zion Williamson oder Anthony Davis in ihrem Team hätten.“ Unterwegs, im Auto oder während man kurz vor knapp zum nächsten Bus stolpert, werden halb außer Atem noch ein paar Geistesblitze in die Apple-Watch diktiert, was Siri zu äußert kreativen Grammatik-Pirouetten veranlasst. „Bohnen Celtics gegen Philadelphia sitzen schauen und auf die picken toll Verteidigung 8.“ What??? Die leidgeprüfte Freundin/Frau verdreht zudem gerne mal genervt die Augen, wenn zwischen zwei Folgen einer Netflix-Serie von ihrem Nebenmann auf der Couch der genuschelte Satz: „Sieh mal einer an, Marcus Smart trifft ja besser von Downtown als gedacht…“ erschallt.     
Natürlich stehen wir untereinander über die sozialen Medien in Kontakt, weshalb wir dringende Fragen, wie: „Welcher Afro ist geiler, der von De‘Aaron Fox oder der von Jarrett Allen?“ meist schon vor Beginn eines Podcasts detailliert klären können. Oft arten solche Diskussionen allerdings aus, wenn jemand (evtl. war ich das) im Brustton der Überzeugung verkündet: „Afros sind gar nicht so cool, ich finde die Frisur von Willie Cauley-Stein viel besser!“ Ich meine, mal ganz ehrlich: Andersfarbige Extensions!!! Solche Dispute führen schon mal dazu, dass wir auch in der knappen Zeit, die wir haben, den Fokus auf die wichtigen Aspekte der NBA leicht aus den Augen verlieren… 
Aber das ist ja auch nicht unser Job. Die ganze Sache soll ja Spaß machen, und zwar uns und euch.

Ihr seht: Das Leben eines Feierabend-Basketball-Podcasters, der den Anspruch hat, seinen Zuhörern neben Entertainment auch ein halbwegs seriöses Produkt zu liefern, ist manchmal etwas konfus.
Aber das ist es allemal wert!!!

We ain’t talkin’ about practice, we talkin’ the game,

Marius

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