Artikel - Die Leiden des jungen DeMarcus


Playoffs 2019. Am 16. April 2019 ist die Postseason für DeMarcus Cousins schon nach vier Minuten im zweiten Spiel der ersten Playoff-Runde gegen die Clippers beendet. Diagnose: Muskelriss im linken Oberschenkel.


DeMarcus Cousins: PTS: 21,2; TRB: 10,9; AST: 3,6; FG%: 46,1; FG3%: 33,2; FT%: 73,7

Immer diese Verletzungen:
Diese Verletzung ist nicht nur besonders bitter, weil Boogie sie sich während der Postseason zugezogen hat, sie ist vielmehr nur das letzte Glied in einer Reihe äußerst undankbarer Ereignisse in der Karriere des DeMarcus Cousins. Diese Saison konnte er nur dreißig Spiele bestreiten, da er bis Ende des Jahres 2018 an den Folgen seines Achillesfersenrisses aus der letzten Saison laborierte. Diese Verletzung war so schwerwiegend, dass Cousins fast das ganze Jahr 2018 aussetzten musste und so die letztjährigen Playoffs mit den New Orleans Pelicans verpasste. Doch nicht nur das. Sein Vertrag bei den Pels wurde im Sommer nicht verlängert und auch kein anderes Team wollte Cousins den heiß ersehnten saftigen Vertrag anbieten, den er ohne seine Verletzung garantiert von vielen Teams offeriert bekommen hätte. Zu groß war die Sorge, dass Cousins nach seinem Achillessehnenriss nicht mehr der „Alte“ werden könnte. Da die ganz großen Angebote ausblieben, entschied sich der Center im Sommer, für ein verhältnismäßig kleines Salär bei den Golden State Warriors zu unterschreiben. Beim alles überragenden Team der letzten Jahre sollte Cousins genug Zeit haben sich zu erholen, um sich am Ende der Saison für einen hochdotierten Vertrag präsentieren zu können. Die Chancen, währenddessen mit den Warriors die dritte Meisterschaft in Folge zu gewinnen, schienen darüber hinaus nicht allzu gering zu sein. (Cousins würde auch einen Ring bekommen, wenn die Warriors die NBA-Finals ohne ihn gewinnen sollten.)
Die Auftritte von DMC diese Saison waren allerdings eher durchwachsen. Einige Experten waren sogar der Meinung, dass die Warriors ohne Cousins ein besseres Team seien. (In puncto Netrating beispielsweise waren die Warriors in der Regular Season im Schnitt 2,7 Punkte besser, wenn Cousins nicht auf dem Platz stand.) So weit würde ich persönlich nicht gehen, dennoch muss man sagen, dass Cousins vor seiner erneuten Verletzung bei weitem noch nicht der „Alte“ war. Die Frage, ob er sich in den Playoffs noch gesteigert hätte und ob er ein wichtiger Baustein für einen erneuten Titelgewinn der Warriors hätte sein können, werden wir leider nicht mehr beantworten können. 

Viele Zweifel:
An sich ist die Verletzung von DeMarcus Cousins nicht so schwerwiegend, da sie aber im gleichen Bein aufgetreten ist wie der Achillessehnenriss, stellt sich die Frage, ob Cousins jemals wieder richtig fit werden kann. Da ich kein Mediziner bin, möchte ich mich zu dieser Frage nicht im Detail äußern. Die Vergangenheit hat aber schon oft gezeigt, dass die Verletzungsanfälligkeit von Spielern nach solch schweren Verletzungen wie einem Achillessehnenriss deutlich zunehmen kann. Es bleibt abzuwarten, wie DMC nach seiner Verletzung zurückkommt und wie viel er den Teams in der NBA wert sein wird. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass seine erneute Verletzung seinen Wert weiter gesenkt hat.
Zu seinem „Seuchenjahr“ kommt allerdings noch ein Fakt hinzu, der mich daran zweifeln lässt, dass Boogie bald einen großen Vertrag unterschreiben wird. Die 25 Minuten Postseason, die Cousins dieses Jahr für die Warriors auf dem Pakett stand, waren die ersten in seiner Karriere. Für einen bald 29-jährigen viermaligen All Star, der zeitweise als bester Center der Liga galt, ist das eine doch sehr magere Bilanz. Darüber hinaus galt Boogie, seit er in die Liga kam, als Enfant terrible. Zu seiner Zeit in Sacramento machte er regelmäßig durch negative Schlagzeilen aufgrund seines Verhaltens auf und abseits des Courts auf sich aufmerksam. Seit seiner Rookie-Saison fiel er nie aus der Top 8 der Spieler mit den meisten technischen Fouls pro Spiel. In seinen letzten drei Jahren bei den Königen führte er diese Liste sogar mit großem Abstand an. Hinzu kam der oben angesprochene dauerhafte sportliche Misserfolg seines Teams. 
Natürlich kann man ihn für die anhaltende Erfolglosigkeit der Sacramento Kings in seinen ersten 6,5 Jahren in der NBA nicht allein verantwortlich machen. Die Kaderplanung des Kings-Frontoffice zu dieser Zeit sollte allen Lesern verdeutlichen, dass es selbst für Michael Jordan oder LeBron James schwierig gewesen wäre, mit diesen Kings-Teams Erfolge zu feiern. Für ausführlichere Informationen dazu kann ich euch unseren Kings-Podcast, Episode 23 vom 05. Februar, wärmstens ans Herz legen. 
Man darf trotzdem nicht vergessen, dass die Kings jetzt, zwei Jahre nach dem Cousins-Trade, endlich wieder ernstzunehmenden NBA-Basketball spielen und auch der Playoff-Push der Pelicans in der letzten Saison erst nach Cousins' Verletzung kam. Ohne DMC jetzt zu krass verurteilen zu wollen, scheint er oft eher Teil des Problems als Teil der Lösung gewesen zu sein.

Der Reifeprozess:
Ich habe im letzten Satz ganz bewusst die Vergangenheitsform gewählt, da ich in den letzten Jahren den Eindruck hatte, dass Boogie sich Mühe gegeben hat, sein Bad-Boy-Image abzulegen und sich als Mensch und Spieler weiterzuentwickeln. Bei den Pelicans hat er mir in seiner letzten Saison hervorragend gefallen. Ich denke, dass ein großer Teil für den Misserfolg der Pels bis zu seiner Verletzung dem schlechten Fit zwischen ihm und AD geschuldet war. Seine Entwicklung, gerade hin zu einem mehr als ordentlichen Schützen von draußen, hat mir sehr gut gefallen.
Auch die Entscheidung, zu den Warriors zu wechseln und nicht blind den nächstbesten Vertrag zu unterschreiben, war in meinen Augen sehr vernünftig und zeigt, dass Boogie eine Entwicklung durchgemacht hat.

Was nun?
Genau diese Entscheidung könnte für ihn allerdings jetzt negative finanzielle Konsequenzen haben. Seine erneute Verletzung hat, wie bereits erwähnt, seinen Marktwert wieder deutlich sinken lassen, sodass sich nun die Frage stellt, ob überhaupt ein Team bereit ist, ihm einen hochdotierten Vertrag anzubieten. Zu Boogies großem Glück verfügen diesen Sommer sehr viele Teams über Capspace. So wird sich mit Sicherheit auch ein Team finden, das Cousins einen guten, vielleicht sogar etwas zu guten, Vertrag anbieten wird. Ich denke zwar nicht, dass er einen Max-Deal angeboten bekommen wird, es wird aber wohl auch kein Szenario à la Isaiah Thomas werden.
Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass DeMarcus Cousins wieder gesund wird und sich endlich ein Team findet, zu dem er passt, damit er seine Playoff-Präsenz von bisher 25 Minuten noch ausbauen kann. ;)

We ain't talkin about practice, we talkin´the game,

Marius  

Passend dazu: Der große Kings-Podcast


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