Artikel - Kemba Walker im Sommer zu den Mavs?


Free Agency 2019. The same procedure as every year? Wieder macht man sich in Texas auf die Suche nach einem großen Namen, um das Team zu verstĂ€rken. Gerade im Jahr 1 nach Dirk Nowitzki steht die Franchise vor einem Umbruch: Luka Doncic, Kristaps Porzingis...und Kemba Walker?



Kemba Walker 2018/19: PTS: 25,1; TRB: 4,3; AST: 5,8; FG%: 43,2; FG3%: 35,9; FT%: 83,3

Verschiedenen Medienberichten zu Folge sind die Dallas Mavericks an einer Verpflichtung von Charlotte-Hornets-Star Kemba Walker in der Free Agency 2019 interessiert. Der dreimalige All Star wĂŒrde in diesem Fall gemeinsam mit Luka Doncic und Kristaps Porzingis eine neue Big Three in Dallas bilden. Die Mavericks sind in der Lage, Kemba Walker einen Max-Deal zu offerieren und wĂ€ren somit zumindest finanziell eine logische Destination fĂŒr Walker, der dieses Jahr die statistisch beste Saison seines Lebens spielt (s.o.). Nach der Akquise von Luka Doncic in der Draft 2018 und der Addition von Kristaps Porzingis via Trade mit den New York Knicks wĂ€re Walker somit der dritte HochkarĂ€ter, den die Dallas Mavericks innerhalb von nur 12 Monaten verpflichten wĂŒrden. Auf dem Papier sieht eine Verpflichtung von Kemba Walker also erst einmal großartig aus. Aber ist sie auch realistisch und wie gut ist der sportliche Fit wirklich? Diese Fragen sollen hier in der Folge erörtert werden.


Wie gut passt Kemba Walker zu den Dallas Mavericks? 
Kemba Walker war die letzten Jahre der einzige Star in einem relativ schwachen Team der Eastern Conference. In seiner Karriere kam er mit den Charlotte Hornets (ehem. Bobcats) lediglich zwei Mal in die Playoffs, wobei beide Male in der ersten Runde Schluss war. In den letzten Saisons mutierte er immer mehr zum Alleinunterhalter, da ihm weder durch Trades noch ĂŒber die Draft gute Mitspieler zur Seite gestellt werden konnten.
Bei den Dallas Mavericks wĂŒrde sich die Rolle von Kemba drastisch Ă€ndern. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird Luka Doncic der neue Star, das neue Gesicht der Dallas Mavericks, nach Dirk Nowitzki sein. Doncic wird wohl, wie schon in dieser Saison, den Großteil des Playmakings vom FlĂŒgel aus ĂŒbernehmen, was bedeuten wĂŒrde, dass Kemba Walker sehr viel mehr abseits des Balles agieren mĂŒsste, als er es in Charlotte gewohnt ist. Es stellt sich hier zum einen die Frage, ob Kemba bereit ist, diese Rolle einzunehmen und wie gut er sie ausfĂŒllen kann. Seine 3-Punkte-Quote ĂŒber die Karriere ist mit knapp 36% zwar nicht schlecht, aber auch nicht ĂŒberragend. In meinen Augen brĂ€uchten die Mavericks neben Doncic einen starken DreierschĂŒtzen um erfolgreich Basketball spielen zu können. Allerdings kann es auch gut sein, dass Walker seine Dreier deutlich besser trifft, wenn sich die Defense der Gegner auf mehrere starke Offensivspieler konzentrieren muss und er so mehr offene WĂŒrfe bekommt. Walker ist ĂŒber seine Karriere eher fĂŒr seine offensiven QualitĂ€ten als fĂŒr starke Defense bekannt. Die Mavericks hĂ€tten also zwei sehr starke offensive Guards, wobei die Defense auf den kleinen Positionen etwas zu kurz kommen könnte. Neben Walker und Doncic brĂ€uchten die Mavs einen defensivstarken FlĂŒgel Ă  la Marcus Smart oder Danny Green. Beide werden sehr schwer zu bekommen sein, aber es gibt ja auch noch andere Spieler, die dem benötigten Profil zumindest teilweise entsprechen. Eventuell könnte Courtney Lee diese Rolle sogar einnehmen, falls er nochmal zu alter StĂ€rke findet, was allerdings im Moment mehr als unwahrscheinlich zu sein scheint.
Doch auch wenn der Fit der beiden Spieler nicht perfekt ist, hĂ€tten die Mavericks mit Walker und Doncic ein ĂŒberragendes Backcourt-Duo, das vor allem offensiv gegen die meisten Teams in der NBA dominieren könnte.
Vieles kĂ€me wohl auf Walkers Einstellung an, vor allem, weil Doncic nicht der einzige Spieler ist, dem er sich in Dallas eventuell unterordnen mĂŒsste. Wenn Kristaps Porzingis nĂ€chste Saison auf einem Ă€hnlichen Niveau wie vor seiner schweren Verletzung zurĂŒckkommen sollte, könnte Kemba „nur“ die dritte Option im Angriff der Mavericks sein.
Ein weiterer nicht zu vernachlĂ€ssigender Punkt ist der finanzielle Aspekt eines Kemba-Signings. Wenn man eine Chance haben will, den Point Guard der Charlotte Hornets in diesem Sommer zu verpflichten, wird man ihm wohl einen Maximal-Deal ĂŒber fĂŒnf Jahre anbieten mĂŒssen, da sehr viele Teams nach dieser Saison ĂŒber ausreichend Cap Space verfĂŒgen, um ihm einen solchen Vertrag zu offerieren.
Da Kemba Walker mit 28 Jahren deutlich Ă€lter als die beiden jungen Stars der Mavericks ist, muss man sich die Frage stellen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, einem Spieler seines Alters einen Max Deal anzubieten, ehe die beiden jungen Spieler ihre Prime ĂŒberhaupt erreicht haben. In meinen Augen wird diesem Fakt aber im Falle der Dallas Mavericks zu viel Bedeutung beigemessen, da Doncic und Porzingis fĂŒr ihr Alter schon sehr weit in ihrer Entwicklung sind und Walker die 30 auch noch nicht ĂŒberschritten hat. Auch wenn Walker vielleicht nicht perfekt in die Timeline der anderen beiden Stars passt und der Fit nicht hundertprozentig ist, wĂ€re er ein ĂŒberragendes Free-Agency-Signing fĂŒr die Dallas Mavericks.


Was will Kemba Walker?
Diese Frage ist fĂŒr Außenstehende immer schwer zu beantworten, im Fall von Kemba Walker fĂ€llt es allerdings besonders schwer, eine Prognose zu wagen. Vielen Berichten aus den letzten Jahren zu Folge kann sich Kemba gut vorstellen, ein „Hornet 4 Life“ zu sein, und so vielleicht der All-Time-Great dieser Franchise zu werden. Allerdings wĂ€re ein Verbleib in Charlotte wohl auch gleichbedeutend mit weiteren sportlichen Misserfolgen in seiner Prime. Der Kader der Charlotte Hornets verfĂŒgt nĂ€mlich nicht nur ĂŒber keinen Zweitstar neben Walker, sondern ist darĂŒber hinaus auch sehr teuer, was ihnen fĂŒr die nĂ€chsten Jahren die Chance verbaut hat, sich auf dem Free-Agent-Markt zu verstĂ€rken. Somit könnten sich die Hornets aller Voraussicht nach ausschließlich ĂŒber die Draft verstĂ€rken, was aber in Regel auch keinen kurzfristigen Erfolg ermöglicht. Hinzu kommt, dass die Hornets in den letzten Jahren nicht sonderlich erfolgreich bei der Wahl ihrer Talente waren und sie mit einem groß aufspielenden Kemba Walker schlichtweg zu gut sein werden, um einen wirklich hohen Draftpick zu bekommen.
Sollte Walker dieser Umstand egal sein und er tatsĂ€chlich gerne seine Karriere in Charlotte verbringen wollen, sind sĂ€mtliche Spekulationen ĂŒber potentielle Destinationen also hinfĂ€llig.
Doch auch wenn sich Kemba dafĂŒr entscheiden sollte, die Hornets diesen Sommer zu verlassen, wird es neben den Mavericks auch andere Interessenten geben.
Auch wenn Walker nicht zu den absoluten Top-Free-Agents, wie z.B. Kevin Durant oder Kawhi Leonard, in diesem Sommer zÀhlt, werden ihn viele Teams als Plan B auf dem Zettel haben.
Sollte sich Walker also gegen einen Verbleib in Charlotte entscheiden, gibt es einige realistische Szenarien, wie es mit ihm weitergehen könnte. Vielleicht wechselt er zu LeBron James zu den LA Lakers, sollten Spieler wie Leonard, Irving oder Thompson sich gegen einen Wechsel zu den Lakers entscheiden. Auch die New York Knicks könnten ihn als einen von zwei Max-Spielern (vllt. neben Kevin Durant) unter Vertrag nehmen. DarĂŒber hinaus gibt es noch einige andere Möglichkeiten, auf die jetzt hier aber nicht nĂ€her eingegangen werden soll, da dies bloß reine Kaffeesatzleserei wĂ€re.
Auch wenn die Mavericks nie eine wichtige Free-Agency-Destination waren, könnte ich mir vorstellen, dass die Aussicht mit Doncic und Porzingis zusammenspielen zu können, die AttraktivitÀt der Mavericks deutlich steigert. Allerdings könnte dieser Fakt auch, wie bereits erwÀhnt, genau die gegenteilige Wirkung haben, falls ein Free Agent lieber die erste Option in der Offense sein möchte.
Es bleibt also abzuwarten, was Kemba Walker sich fĂŒr seine Prime vorstellt.


Fazit: 
Eine „Big Three“ bestehend aus Luka Doncic, einem gesunden Kristaps Porzingis und Kemba Walker wĂŒrde die Dallas Mavericks in meinen Augen zu einem sicheren Playoff-Team im Westen machen, auch wenn Walker nicht der Prototyp eines Point Guards neben Luka Doncic ist. Wenn es den Mavericks gelĂ€nge, diesen Spielern starke Rollenspieler zur Seite zu stellen (vor allem 3&D. auf dem FlĂŒgel), könnten die Mavericks in der nĂ€chsten Saison vielleicht schon um die ersten vier PlĂ€tze im Westen mitspielen. Allerdings hat Kemba Walker so viele Möglichkeiten, sich im kommenden Sommer zu entscheiden, dass ich die Chance als nicht allzu groß ansehe, dass wir diese Big Three in der nĂ€chsten Saison wirklich in Dallas bewundern können.
Egal, wofĂŒr sich Kemba entscheidet und wen die Dallas Mavericks ihren beiden jungen Stars zur Seite stellen werden, die Free Agency 2019 wird auf jeden Fall spannend zu verfolgen sein.

We ain’t talkin’ about practice, we talkin’ the game,

Marius

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